Therapeutische Behandlungsangebote

Ergotherapie

Ergotherapie, die Wortbedeutung hat ihren Ursprung im griechischen und setzt sich aus den Wörtern Ergo (ursprünglich: ergein = handeln, tätig sein) und Therapie (ursprünglich therapeia „Dienst, Pflege, Heilung, Behandlung“) zusammen. Ergotherapie bedeutet also wörtlich übersetzt: „Heilen durch Handeln“.

Schon im 18. Jahrhundert entdeckten Ärzte, dass Tätig-Sein eine heilsame Wirkungen bei psychischen Patienten entfaltete. Nach dem 2ten Weltkrieg wurden dann erste ergotherapeutische Maßnahmen im klinischen Kontext angewandt. Mit zunehmender Anwendung wurde erkannt dass sich jegliche Art von Betätigung positiv auf Klienten auswirkt v.a. dann, wenn körperliche, seelisch-geistige oder soziale Beeinträchtigungen vorliegen.

Nach diesem Prinzip arbeitet die Ergotherapie bis heute und hat sich beständig weiterentwickelt. Sie hilft, nach Unfällen oder Krankheiten sowie bei Behinderungen wieder alltagstauglich oder auch arbeitsfähig zu werden.

Sie beruht auf medizinischen und sozialwissenschaftlichen Grundlagen, die psychologische, pädagogische  und soziale Aspekte einbezieht. Im Rahmen der Ergotherapie wird die Beziehungs- und Handlungsfähigkeit mit konkreten, individuell angepassten Tätigkeiten erweitert und die Erfahrung eigener Fähigkeiten ermöglicht.

Mit allerlei effidenzbasierten Methoden und Konzepten wirkt die Ergotherapie ganzheitlich.

Sie befasst sich mit den Zusammenhängen zwischen Bewegung, Wahrnehmung und Lernen um den Einschränkungen an körperlichen, seelischen, geistigen und sozialen Fähigkeiten entgegen zu wirken und macht die Behandelten wieder so gut es geht handlungsfähig.

Ihr Ziel: das Erreichen einer weitgehenden Selbstständigkeit im Alltag und Beruf und damit ein Gewinn an Lebensqualität. Denn selbst handeln zu können, sich sinnvoll zu betätigen und das eigene Leben in der Hand zu haben sind Grundvoraussetzungen für Gesundheit, Wohlbefinden und Lebensqualität.

 

Ergotherapie-Neurologie

Nach Aufnahme auf unserer Station werden die Klient:innen von unseren Ärzt:innen, entsprechend ihrer Diagnose und ihrer Einschränkungen für die Ergotherapie, angemeldet.

Beim Erstkontakt erfolgt eine umfassende Befundung, in der von ergotherapeutischer Sichtweise alle Einschränkungen und auch die vorhandenen Ressourcen erfasst werden. Hierbei kommen standartisierte Testverfahren zum Einsatz. Somit wird sichergestellt, dass ein angepasstes Therapiekonzept für den Patienten ausgewählt und ein individuelles, überprüfbares Therapieziel verfolgt werden kann.

Je nach Gesundheitszustand und Therapieziel des Patienten bzw. der Patientin finden die Therapien in den Zimmern, auf der Station oder in eigens dafür eingerichteten Behandlungsräumen im Einselsetting statt.

 

Behandlungsschwerpunkte:

Schlaganfall, Morbus Parkinson, Multiple Sklerose, Polyneuropathien,
Degenerative und entzündliche Erkrankungen des Zentralen Nervensystems,
Neurologische Störungen z.B durch Tumore/Traumata, Schädel-Hirn-Verletzungen

 

Folgende Behandlungskonzepte werden in den Therapien berücksichtigt:

Bobath, Manuelle Therapie, Sturzprophylase, Aromatherapie, Spiegeltherapie, Mentales Training, 
Amplituden gestützte Therapie, Funktionelle Therapie

 

Ergotherapie-Neurologie

Zielsetzung

Zielsetzung

Erkrankungen und Verletzungen des Zentralnervensystems können senso-motorische Fähigkeiten, neuropsychologische Funktionen, psychisches und soziales Erleben beeinträchtigen und betroffene Menschen in ihrer Selbständigkeit einschränken.

Ziel der Ergotherapie ist immer das Erhalten und/oder Verbessern größtmöglicher Selbständigkeit im alltäglichen Leben in Bezug auf Körperpflege, Essen, Fortbewegung, Kommunikation, Haushalt, Schule, Beruf, Freizeit.

Es geht um:

  • Wiedererlangen von beeinträchtigten Funktionen
  • Erhalten von vorhandenen Funktionen
  • Erlernen von neuen Strategien bei nicht wiederkehrenden Funktionen

Die Ergotherapie betrachtet den Menschen in seiner Ganzheit in all seinen persönlichen, sozialen und gesellschaftlichen Beziehungen. Sie arbeitet ressourcenorientiert.

 

Behandlung nach ergotherapeutischer Befundung

Motorisch-funktionelle Therapie

Motorisch-funktionelle Behandlung

Im Behandlungsfokus stehen hier:

  • Gelenkbeweglichkeit und Stabilität sowie Gelenkschutz
  • Aufbau und Erhalt aktiver Bewegungsfunktionen
  • Verbesserung der Grob und Feinmotorik
  • Instruktion und Beüben physiologischer Bewegungsmuster
  • Wiederherstellung oder Besserung der Kraft, Ausdauer und Belastbarkeit
  • Vermeidung von Kontrakturen
  • Graphomotorisches (Schreib-) Training
  • Schmerzlinderung

Sensomotorisch-perzeptive Behandlung

Im Behandlungsfokus stehen hier:

  • Stabilisierung oder Aufbau der Sensibilität, Temperatur, Druck und Berührungsempfindung
  • Entwicklung und/ oder Verbesserung der Körperwahrnehmung des Körperschemas
  • Entwicklung und/ oder Verbesserung der Gleichgewichtsfunktionen
  • Steigerung der körperlichen Belastbarkeit
  • Verbesserung der Grob-Fein- und Graphomotorik

Hirnleistungstraining

Bei dieser Therapieform können auch computergestützte Trainingsprogramme eingesetzt werden.

 

 

Im Behandlungsfokus stehen hier:

  • Stabilisierung und Besserung der Orientierungsfähigkeit
  • Verbesserung und Erhalt der Aufmerksamkeit und Konzentration
  • Förderung des Denkprozesses z.B. der Merkfähigkeit
  • Training der höheren kognitiven Fuktionen (Abstraktionsvermögen/Handlungsplanung usw.)

ADL- und Selbsthilfetraining

  

  • Verbesserung und/oder Wiedererlernen des Gehens unter Berücksichtigung einer ergonomischen Körperhaltung
  • Erhalt, Verbesserung und/oder Wiedererlernen des selbstständigen Transfers (aus dem Bett aufsitzen/aufstehen ...)
  • Beratung und Schulung über ergonomische Haltungsweisen im Liegen, Sitzen oder Stehen

Im Behandlungsfokus stehen hier:

  • Beratung über mögliche Hilfsmittel (Sockenanziehhilfe, Griffverdickung u.v.m.)
  • Erlernen und Anwenden geeigneter Hilfsmitel
  • Erhalt, Verbesserung und/oder Wiedererlernen des selbstständigen Essens
  • Erhalt, Verbesserung und/oder Wiedererlernen des selbstständigen Anziehens
  • Erhalt, Verbesserung und/oder Wiedererlernen der selbstständigen Körperhygiene

Ergotherapie-Psychiatrie

Ergotherapie in der Allgemeinpsychiatrie findet sowohl auf den Stationen als auch in einem eigenen Therapiegebäude statt.
Maßgeblich zu unterscheiden sind hier die Behandlungsangebote
im Bereich der Gerontopsychiatrie (Altersmedizin) und
im Bereich der Abhängigkeitserkrankungen.

Gemeinsam mit den Ärzt:innen und Psycholog:innen wird für die Patient:innen eine betätigungsorientierte Ergotherapie ausgewählt, bei dem die spezifischen Interessen und die individuellen Stärken berücksichtigt werden.
Die Behandlung findet überwiegend im Gruppensetting statt, wodurch schwerpunktmäßig auch soziale Kompetenzen in der Therapie mitberücksichtigt und gefördert werden können.

Häufige psychischen Erkrankungen sind:

Affektive Erkrankungen (Depression, Manie), Angststörungen, Anpassungs- und Belastungsstörungen, Aufmerksamkeitsstörung, 
Persönlichkeitsstörungen (z.B. Borderlinestörung), Posttraumatische Belastungsstörungen, Schizophrenie

Ergotherapie-Psychiatrie

Mögliche Zielsetzung der Ergotherapie

Förderung der Selbstwahrnehmung:

  • Kennenlernen von eigenen Bedürfnissen und Wünschen
  • Förderung der Einsichts- und Erlebnisfähigkeit
  • Förderung des Selbstvertrauens, der Selbstsicherheit
  • Förderung der Möglichkeiten der Konfliktbearbeitung und -bewältigung
  • Förderung der realistischen Selbstwahrnehmung

Förderung oder Entwicklung affektiver oder emotionaler Fähigkeiten:

  • Motivation
  • Umgang mit Nähe und Distanz
  • Abbau von Angst und Spannungen

Förderung sozialer Fähigkeiten:

  • Kontaktaufnahme
  • Kritikfähigkeit
  • Toleranz
  • Kommunikation
  • Wahrnehmung, Reflexion und Korrektur eigener Verhaltensweisen

Förderung der kognitiven und sensomotorischen Fertigkeiten:

  • Konzentration, Merkfähigkeit
  • Grob- und Feinmotorik
  • Genauigkeit und Sorgfalt
  • Zeiteinteilung, Ausdauer, Pünktlichkeit
  • Körperhaltung
     

Leistungsangebote

Ergotherapie-Angebote für unsere stationären Klient:innen mit psychischen Erkrankungen im Überblick:

Speckstein

 

 

Die Bearbeitung von Stein ist eine bildhauerische Tätigkeit, bei der plastisches Gestalten mit Oberflächenbearbeitung einhergehen. Hier steht die Auseinandersetzung mit der Beschaffenheit und dem Widerstand des jeweiligen Steins im Vordergrund. Kraftdosierung und Feinmotorik werden in den Focus gerückt. Zugleich können Spannungen abgebaut werden. Maßgeblich für den Prozess geht es um die Erkenntnis, etwas wegzunehmen bzw. gegebene Strukturen zu verändern, um Neues zu erschaffen.
Es gilt, sich auf die Begrenztheit einzulassen und gleichzeitig der Kreativität neuen Raum zu geben. Während der Gestaltung entstehen Phasen, in denen die Patient:innen mit ihrer Ausdauer und Frustrationstoleranz konfrontiert werden. Solchen Herausforderungen gilt es, sich zu stellen und neue Erkenntnisse für sich daraus zu gewinnen. Nicht zuletzt können tolle Reliefs, Schmuckstücke, Gebrauchsgegenstände und Skulpturen angefertigt werden. 

Tonen

Einerseits bietet Ton wenig Widerstand, andererseits ist er struktursuchend, geschmeidig und individuell formbar. Ton bestimmt die Grenzen der Gestaltung, hat dabei einen hohen Aufforderungscharakter und hat positive Auswirkungen auf die Kreativität und Phantasie. Ton steigert durch den Entstehungsprozess das eigene Selbstwertgefühl. Durch das Erschaffen neuer Formen und Figuren kann die Eigen- und Fremdwahrnehmung verdeutlicht werden, innere Erlebniswelten können geformt und somit visualisiert werden. Im Tun muss der Patient bzw. die Patientin immer wieder Entscheidungen treffen, wie er/sie im Prozess weiterverfahren will. Lösungen müssen gefunden und der Umgang mit Erwartungshaltungen gefördert werden.

Bei diesem frei zu gestaltenden Medium entsteht die Fragestellung:

Was möchte ich, was ist "Meins"?

 

 

Peddigrohr

 

 

Die Arbeit mit Peddigrohr ist eine Flechttechnik. Peddigrohr ist eine produktorientierte Technik, es ist „handfest“, viele Variationen und damit Ergebnisse sind möglich. Die Technik beinhaltet sehr viel Struktur. Zunächst reicht es, sich den Flechtvorgang einzuprägen, der in einem festen Rhythmus erfolgen muss. Die Merkfähigkeit und Konzentration wird angesprochen. In der Wiederholung, deren Richtigkeit unmittelbar optisch kontrollierbar ist, entsteht eine Sicherheit und rhythmisches Empfinden, es verinnerlicht sich eine Struktur. Sind Grundfähigkeiten in befriedigender Weise vorhanden, können die Anforderungen variiert werden. Die Technik bietet Formempfinden, logisches Denken und folgerichtiges Handeln. Es entstehen Gebrauchs- und Ziergegenstände.

Holz

Holz ist sehr ansprechend und auffordernd. Es wirkt warm und ruhig, seine Oberfläche fühlt sich nach Bearbeitung sehr angenehm an. Es bietet sehr gute gestalterische Möglichkeiten, die je nach Zielsetzung schwerpunktartig die Kreativität oder aber die Sorgfalt und Genauigkeit in der Planung und im Umgang mit dem Werkzeug fordern.  Die Handlungsplanung wird beübt (Planung eines Werkstückes, einzelne Arbeitsschritte, die für die Fertigstellung nötig sind, Umsetzung des Werkstückes). Aus der Aufgabenstellung und der materialgerechten Bearbeitung ergibt sich im Bereich Holz eine klare Arbeitsstruktur. Dadurch kann ein zunehmend selbständigeres Arbeiten von der Planung bis hin zur Produktfertigstellung beübt werden. Das Arbeiten mit Holz kann körperlich anstrengend sein und so die Wahrnehmung über die eigene Belastbarkeit steigern.

Es entstehen Gebrauchs- oder Ziergegenstände vom Puzzle bis hin zur Kinderwiege.

  

  

Malen auf Textilien

 

 

Im Vordergrund steht die Auseinandersetzung mit dem Material Farbe. Beim Experimentieren wird die Beobachtungsgabe gestärkt. Durch eine sinnvolle Farbzusammenstellung wird das Abstraktionsvermögen und die Merkfähigkeit geschult. Es ergeben sich zwei verschiedene Arten zu malen: Einmal die abbildende, durchplante Malerei und die Auseinandersetzung mit der farblichen Wirkung und Formentwicklung.

Zunächst ist die Aufgabe, eine leere Fläche mit eigenen Vorstellungen und durch eigene Handlung zu füllen. Jeder Farbauftrag verlangt eine Entscheidung seitens des Klienten bzw. der Klientin. Später als bei anderen Techniken erfährt der Patient bzw. die Patientin Grenzen, sodass sich Kreativität entfalten kann. Über die visuelle Wahrnehmung lassen sich positive emotionale Regungen ansprechen und verstärken. Empfindungen wie Freude, Selbstvertrauen und Geborgenheit können dem Malen impliziert sein.

 

Tanzen

Die Tanztherapie ist eine kreative Ausdrucks- und Entfaltungsmöglichkeit, bei dem der Mensch den eigenen Körper als Gesamtheit besser kennenlernt und intensiver wahrnehmen kann. Während dem Tanz werden emotionale Prozesse angeregt und Gefühlen Ausdruck verliehen. Der Zugang über die Sprache des Körpers bietet eine erhebliche Erweiterung der therapeutischen Möglichkeiten. Es kann zum Ausdruck gebracht werden, wo eventuell verbal Grenzen gesetzt sind. Darüber hinaus hilft die Tanztherapie, Hemmungen abzubauen, Bewegungsabläufe zu verbessern und das eigene Körpergefühl sowie die Körperarbeit zu verfeinern. Es geht nicht darum, Vorgaben zu erfüllen, sondern seine eigene authentische Bewegung zu entdecken. Der eigene Körper wird auf neue Weise erfahrbar.

Die Tanzstunden bieten einen geschützten Raum, um mit sich selbst wieder näher in Kontakt zu treten.

 

 

  

Alltagsnahe Therapie

Gartentherapie

Gartentherapie ist ein geplanter, zielorientierter Prozess, bei dem hierfür weitergebildete Fachkräfte pflanzen- und gartenbezogen Aktivitäten und Erlebnisse nutzen, um die Gesundheit und Lebensqualität von Menschen zu erhalten und zu fördern.

Im rahmen der Gartentherapie müssen Patient:innen Verantwortng übernehmen, jede Pflanze braucht ihre Pflege. Die Identifikation mit der Pflanze als Aufnahme einer Beziehung, Entwicklung und Wachstum sind ein lang andauernder Prozess und fordert Ausdauer und Geduld. Eben solche benötigen Patient:innen auch für die eigene Rehabilitationsbehandlung. Pflanzen wirken beständig und beruhigend.

Tätigkeiten der Gartentherapie und deren therapeutische Impulse:

  • Pflegearbeiten, wie Gießen und Düngen (Verantwortung, Zuverlässigkeit)
  • Freilandpflege, wie Umgraben, Hacken und Bepflanzen (Ausdauer, Belastbarkeit)
  • Blumen schneiden, Sträuße binden (Wahrnehmung, Kreativität)
  • Gestecke entwerfen für Tischdekoration (Selbstvertrauen)
  • Gemüse ernten und küchenfertig vorbereiten (Konzentration, Entscheidungsfähigkeit)

Kochtherapie

Kochtherapie ist eine sehr alltagsnahe Therapieform, die vielfältige Kompetenzen und Fähigkeiten des Klienten fördert.
Im Rahmen der Kochtherapie müssen die Patient*innen miteinander Absprachen treffen, um Aufgaben sinnvoll aufzuteilen, Verantwortung für die von ihnen gewählten Tätigkeit übernehmen und sich an ausgegebene Rezepte halten. 

Tätigkeiten der Kochtherapie und deren therapeutische Impulse:

▪ Rezepte erarbeiten und in sinnvolle Arbeitsschritte unterteilen (Handlungsplanung/ Konzentration/ Ernährungsbewusstsein)

▪ Arbeitsplatz herrichten (Strukturierungsfähigkeit/ Orientierungsfähigkeit)

▪ Zubereitung verschiedener Speisen nach Rezeptanleitung (Eigenverantwortlichkeit/ Anpassungsfähigkeit/ Sensibilisierung für Hygiene)

▪ Gemeinsames Essen (Genießen des eigenen Tuns/ Interaktionsfähigkeit)

▪ Aufräumen (Verantwortung übernehmen/Solidarisierungsfähigkeit ausbauen